Einhorn

Like every other story teller, I just fail to ignore the call of untold stories, so I narrate...

Thursday, June 23, 2005

Gestade


Gess, eigentlich Gestade.
Daran erinnert sich niemand mehr und sogar meine Kinder glauben fest, dass ich einfach Gess heiße.
Ich bin nämlich der Letzte. Die Zeit der Größten unseres Geschlechtes ist vorbei. Sie sind fortgegangen, schon alle getötet.

Mein Onkel, die Seele der Musik und die des Tanzes, der Beschwörer des Fluches, durch einen Hund tot gebissen und
seine Frau, das Feuermädchen, von ihm selbst mit seinem berühmten Messer umgebracht.
Mein Vater, der König der Räuber, zusammen mit
meiner Mutter, der mutige Wind über das Wasser, beide an der Wand ihres Schlafzimmers genagelt. Als nächste war meine Schwester, der Blutengel, daran. Als man ihre Leiche fand, war nur ihr wertvolles Blut zu erkennen.

Und dann mein Bruder, oh mein Bruder! Ein geistig behindertes Genie, der König aller 7 Meere. Wir kannten ihn alle als schüchtern und ruhig, als isoliert und introvertiert, und er war doch eigentlich ein mächtiger Herrscher aller Zeiten; ein kreativer Geist, dem nicht mal die Prognose der Behinderung von den zahlreichen Erfindungen abhalten konnte, von denen wir alle nichts wussten.
Wir haben auch nie herausfinden können, wie er getötet wurde, denn er starb alleine in seinem Reich des Wassers, nachdem ihm die Tochter entnommen wurde.

Sie sind alle - und vor allem der König der 7 Meere - nach Jenseits der See umgezogen, und ich bin das bodenständige Gestade dieser Seite.
Ich bin ihr Letzter auf der Erde, der letzte, der auf dem Prießnitzgrund zu stehen vermag. Vielleicht gerade deswegen halte ich mich von dem Bach und der Heide fern.

Dennoch schaue ich aus der Ferne Jahr um Jahr zu, wie die gleichen weißen Margerieten vor dem Schwarzinger-Haus blühen.

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

alte Kafka-Klauerin!!!!!!!!!

6:06 PM  

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