das Herz hinter Gittern
“Doktor,
sie haben mir das Herz in zwei gespalten. Nur die eine Hälfte ist in
meiner Brust, die andere schlägt in Ewin(-gefängnis).”, sagte
einst der wortgewandte Schamlou.
Und
zu der Zeit, als er dies sagte, reichten vielleicht zwei Hälften
eines Herzens aus. Heute aber haben wir unsere Herzen in mehreren
Stücken zerreißen lassen erlebt, für ein Gefängnis in jeder Ecke
dieses Landes und in jeder Ecke eines jeden anderen Landes für das
Exil.
Es
sind bekannte Namen in all dieser Ecken, Namen, die man gerne und mit
Leidenschaft ausgesprochen hat, Menschen, dessen Wärme einem fehlt.
Es sind bekannte Namen, die gleich eine Welt bedeuten, Erinnerungen,
Liebe, Herausforderungen, Sehnsüchte, Träume und Alpträume, die
einem selbst im Schlaf begleiten. Es sind vielleicht Namen, die man
einst gewesen ist, die man ist oder sein wird. Es sind auch
unbekannte Namen darunter und Namen, die man nie hört.
Das
sind nicht einzelne Namen, sondern Geliebte, Ehegatten, Eltern,
Geschwister, Familien, Freunde, Kollegen, Gleichgesinnte und
Mitmenschen. So finden sie den Weg zu anderen Gefängnissen und
anderen Exilen auf der Welt, überall hin, wo ein Mensch im Namen der
Macht zu leiden hat, wo die Menschlichkeit unter den Stiefeln
zertrampelt wird und hinterm Anzug eines Politikers erstickt.
Vielleicht
deswegen schlägt mein Herz so hastig, damit es die Durchreise um die
Welt schafft, um eine leidende aber auch lebendige Welt, um eine
unterdrückte aber auch hoffnungsvolle Welt der Menschen, die sich um
eine Veränderung bemühen, die das Leiden und das Lieben begriffen
haben und mit allen Leidenden und Liebenden eins geworden sind.