Einhorn

Like every other story teller, I just fail to ignore the call of untold stories, so I narrate...

Tuesday, February 26, 2008

Die Träumerin - Teil 2


So ging es uns auch mit diesem einen Traum. Am Anfang war alles so gewöhnlich, dass es gar nicht unsere Neugierde erregte, herauszufinden, wovon Gisela dieses mal träumte. Erst am vierten Tag bemerkten wir, dass die Traumphase dieses Mal extremer sein mochte. Aber auch das hieß für uns kein Alarm, im Gegensatz dazu warteten wir umso interessierter auf die Auslösung ihres Traums.

Jener Donnerstagnachmittag beim Üben war es, als sie auf den Theaterblocks sitzend ihren Wunsch nach Wassermelonen äußerte, dass wir den ersten Schlag bekamen. Fritz hatte Recht; als wir alle Gisela nach dem Ausdrücken ihres Wunsches ansahen, konnten wir es klar und deutlich auf ihrem besonders schönaussehenden Gesicht und in ihrem Blick sehen, wie sie sich nach anderswo sehnte, fern von unserer heiligen Wohngemeinschaft. Sollte dies außer ihren Traumphasen geschehen, hätten alle einfach geflucht und gesagt, sie habe eh nichts bei uns zu suchen, sie verstünde eh nichts von uns und sei es auch nicht wert. Aber die Tatsache, dass diese gerade eine ihrer schönsten und für uns bedeutendsten Phasen war, drehte all die Karten um. Schweigend waren wir alle davon betroffen und fragten wir uns ständig, warum jemand unseren sicheren Schutz für irgendetwas außer diesen vier Wänden verlassen mag. Doch keiner von uns wollte es glauben, also gemeinsam schwiegen wir und versuchten vorzutäuschen, Gisela hätte ihren Satz nie ausgesprochen.

Es war am nächsten Tag, also am Freitag, als Gisela uns nach der Erlaubnis fragte, bei der letzten Probe des gegenwärtig bearbeiteten Stückes zu tanzen. Da wir alle in der letzten Zeit zugesehen hatten, wie ihr Tanz sich zu Giselas besonderen Art von Vollkommenheit entwickelte und da sie die möglichst perfekte Stelle ausgesucht hatte, um ihren Tanz vorzuführen, konnten wir nichts anderes als ihren Vorschlag anzunehmen, jedoch unter der Bedingung, dass sie und den Tanz vor der letzten Probe vorführt, da sie meinte, dass es vorher zeitlich nicht passte, sie hatte nämlich jede Menge Vorbereitungen zu treffen.

Am nächsten Morgen war Gisela gleich in alle zehn Mitbewohner verliebt. Keiner konnte sie vermeiden. Es schien uns so, als ob sie jedem einzelnen von uns ihrer vollen Achtung gewidmet hätte und als ob wir uns seit der Gründung unserer Wohngemeinschaft nur nach dieser Art von Achtung gesehnt hätten.

Die gebliebenen acht Tage bis zu der letzten Probe strahlte Gisela vor Freude und Leidenschaft, ihr Lächeln verließ ihr Gesicht keinen einzigen Moment und ihr Singen war im ganzen Haus zu hören, der Blick von dem Donnerstagnachmittag jedoch blieb bis zu der letzten Stunde da.

Monday, February 11, 2008

Your World

What would you do, if you woke up one day to find the world painted by your favorite colors? Would you believe it, embrace it or would you just keep an eye on the lack of balance between the colors?

Would you start singing if you went out one day to find everyone listening to your favorite music? Or would you let despair get to you for being an illegible singer? Would you dance to every note or would you sit quietly and listen?

What if you head to the canteen for lunch break to face all your favorite flavors? Would your face shine with enthusiasm or would it just make it harder for you to choose?

How is such a world? How does a world in your favorite colors look like; is it colorful with a great variety or would it just be painted over with shades of gray?How does your beloved music sound like, can every one jump and dance to it? Is it joyous, melancholic or just furious? Moreover, what would the world of your favorite flavors taste like, spicy and warm, tempting and international?

If there were such a world, would you still remember how the other colors look like? Could you still hear the sound of foreign music? Would you still be willing to try new dishes out?

Die Träumerin - Teil 1

Wir waren eigentlich nur eine komische WG. Wir fühlten uns einsam und hatten den Alltag satt. Aus diesem Grund wollten wir mit anderen Menschen zusammen - eher leben als - wohnen, die wir nicht gut kannten und nicht lieb hatten - und die uns deshalb nicht weh tun konnten - aber die imstande waren, uns nicht unbedingt zu verstehen aber trotzdem zu respektieren. Wir wollten einfach von der Welt draußen abschalten können.

In unserer ziemlich großen WG galten heilige Regeln, die auf keinen Fall zu missachten waren.
  • Keiner durfte ein eigenes Zimmer haben.
  • Keiner durfte anderswo übernachten, ohne einem von uns Bescheid zu geben wo.
  • Keiner durfte Wertsachen zu Hause bewahren.
  • Mittwochs waren Haustage: Wir kümmerten uns um das, was zu tun war und zum Abend wurde zusammen gegessen.
  • Die Pflanzen mussten regelmäßig gepflegt werden.
  • In der Küche wurde nicht geraucht.
  • Keine Krankheit sollte verheimlicht oder unterschätzt werden.
  • Keine Glauben oder Ideologien wurden unter Frage gestellt und keine Diskussion über solche Themen durfte geführt werden.

Wir glaubten, durch diese Regeln uns zu beschützten. Dieser Glauben zufolge sollten die Regeln Gefühle, Leidenschaften und Intuitionen überlegen.

Unter anderem glaubten wir alle fest an das, was uns zuerst zusammenbrachte: Theater. Wir waren alle Theaterfanatiker die auf der Pop-Bühne keinen Platz gefunden hatten. Dienstags, Donnerstags und Freitags am Nachmittag wurde geübt. Alle 11 Einwohner unserer WG waren zur Teilnahme verpflichtet. Zu jedem Stück wurde zwar einen Regisseur neu gewählt, aber jeder Regisseur konnte bei jeder neuen Entscheidung durch mehr als 70% der Stimmen abgestimmt werden.

Unter uns galt Gisela als eine normale Person. Manchmal konnte man nicht fassen, warum sie die Welt draußen verlassen mochte, um mit uns zu bleiben. Sie wurde oft für oberflächlich oder ahnungslos gehalten. Dies war sowohl aufgrund Kleinigkeiten wie die Pop-Musik, die sie hörte oder ihre Geschmacklosigkeit für Kleidung, aber als auch weil es uns bewusst war, dass sie sich nie die Gedanken machte, die uns fast jeden Tag quälten. Wir waren davon überzeugt, dass sie eher auf der Suche nach dem Sinn ihres banalen Lebens mit uns war und nicht auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit, wie die meisten von uns.

Vielleicht hatte es uns gestört, wie ungestört sie ihren Blick der Zukunft widmete anstatt der Vergangenheit und der gegenwärtigen verdorbenen Menschheit.

Nichts an ihr erregte Aufmerksamkeit mit der Ausnahme von ihren Tarumphasen. Jedes mal, wenn sie von einem Traum besessen war, wurde sie dadurch kreativer, lebendiger, schöner und strahlte dann vor einer unbekannten Art Lebensenergie, die sie schöner erscheinen ließ.

Sollte Gisela in den Traumphasen für die Pflanzen zuständig sein, hätte sie sich stundenlang Zeit genommen, für sie gesungen und jeden mit extremer Vorsicht behandelt. Hätte sie kochen müssen, hätte es exotisch aber fabelhaft geschmeckt. Sollte einer der Kerle zu dieser Zeit schlafen, hatte er eine Woche voller bezaubernden Träume und sang die schönsten und atemberaubendsten Lieder. Eleonore hielt es immer für unverschämt und wurde sauer auf jeden Kerl in der WG; da sie meinte, die Kerle nutzten Gisela aus, um an kleines bisschen ihrer Träume ranzukommen. Gisela jedoch wurde in ihren Traumphasen unglaublich gutherzig und großzügig. Sie schien einfach aus einer anderen Erde zu sein, wo List und Lüge keine Synonyme fanden.

Thursday, February 07, 2008

To "Ana"


There are more stories left to tell,
more songs left to sing
more tears to cry,
more landscapes to enjoy,
music to play,
pain to cry out,
fires to burn,
winds to blow,
celebrations to dance at,
friends to drink to;

And all I can think of,
tossing and turning in my bed,
suffering lonesome as I am,
are those more years there are left to come for me,
to be passed without you.

Monday, February 04, 2008

Einleitung 2. Teil



Da war nichts. Aus unserer Sicht, ganz egal wie wir uns bemühten hätten, hätten wir doch nichts herausfinden können. Einige meinten, sie sei verliebt; einige andere dachten, sie wolle jemanden ganz toll überraschen oder ganz gemein bestrafen; es gab sogar diejenigen, die glaubten, sie habe eine neue Gewerbeidee und bearbeit diese.

Einen Donnerstagnachmittag sagte sie plötzlich, dass ihr nach Wassermelonen war, und dann war es auf einmal da.

Der mutigste und klügste unter uns war der sommersprossige Fritz, der gleich seine zitternde Stimme anhob: “Sie will weg, fort!”. Und die Zeit blieb für die nächsten ein paar Stunden in seinem Satz stehen.

Keiner wagte es, irgendetwas in Wörter zu gestalten, denn es hätte entweder eine Bestätigung angedeutet oder Ignoranz; und in diesem Fall war die Ignoranz mindestens ebenso unerwünscht wie die Bestätigung, da es eine noch größere und dazu sogar unablehnbare Betonung darauf war, was wir nicht wahrnehmen wollten.

Es war schwierig, ganz genau zu sagen, was das Unheil war, das man aus diesem Satz herauszuhören glaubte. Ging es um sie oder um die Tatsache vom Fortgehen? Sein Satz war jedoch von diesem Moment an da und blieb ewig im Raum und in Zeit hängen, wie die Ereignisse, die jenem Moment folgen sollten.